Eingefleischte Hustädter*innen werden womöglich ein wenig enttäuscht sein, wenn sie Lucie Flebbes Kriminalroman „Am Boden“ lesen: Zwar ist in der durchaus spannenden Geschichte immer wieder von der Hustadt die Rede, aber nur ganz wenige Szenen spielen (mutmaßlich) in der inneren Hustadt. Sieht mensch darüber hinweg, bietet das Buch durchaus Lesevergnügen – und regt darüber hinaus zum Nachdenken an.

„Am Boden“ ist der achte und damit vorletzte Band der Krimi-Reihe um die angehende Privatdetektivin Liliana, genannt Lila, Ziegler, die mittlerweile abgeschlossen ist. Mit der „Jenseits“-Trilogie hat Autorin Flebbe, beheimatet im niedersächsischen Bad Pyrmont, eine zweite Krimi-Reihe geschaffen, die ebenfalls in Bochum spielt.

Die Ausgangssituation in „Am Boden“: Die 20-jährige Lila Ziegler lebt seit einem Dreivierteljahr mit dem Privatdetektiv Ben Danner zusammen. Die von Flashbacks geplagte junge Frau hat sich endlich dazu durchringen können, ihren Vater Konstantin Alexander Simanowski, Oberstaatsanwalt im Bezirk Hannover, wegen der erlittenen häuslichen Gewalt anzuzeigen.

Am Ende des Romans erkennt Lila den eigentlichen Ursprung ihres Traumas. Dabei hat sie auch noch ganz andere Sorgen: Gemeinsam mit Ben klärt sie eine Mordserie auf, der junge Menschen zum Opfer fallen, die sich der Trendsportart Roofing, bei der die Aktiven hohe Gebäude erklimmen, um sich dort zu filmen, verschrieben haben. Die Baukräne an der Ruhr-Universität ziehen diese Sportler*innen magisch an.

Dass sich Lila und Ben Danner in diesem Fall so stark engagieren, hat einen Grund: Jonas, der Sohn von Molle, mit dem das Paar eng befreundet ist, gerät unter Mordverdacht, zumal er eine kriminelle Vorgeschichte hat. Als deutlich wird, dass er zu Unrecht ins Gefängnis gekommen ist, wo er eine vierjährige Haftstrafe verbüßt hat, stellt sich auch Lila und Danner die Frage: Will er sich durch die Morde an denen rächen, die ihn ins Gefängnis gebracht haben? Oder ist er tatsächlich unschuldig?

Für Bewohner*innen der Hustadt mag es befremdlich sein, ihr Quartier auf seine Funktion als Student*innenviertel reduziert zu sehen. Dafür entschädigen Schauplätze wie die Kultkneipe „Blauer Engel“.

Das Buch

Lucie Flebbe: Am Boden. Grafit-Verlag (ISBN 978-3-89425-475-9).